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ie Geburt des ersten Kindes bringt eine drastische Veränderung mit sich. Weitere Veränderungen gibt es nach dem 2. Kind und 3. Kind. Sie können das Eheleben erneut auf die Probe stellen, obgleich jeder meinen sollte, das Paar wäre doch jetzt an die Umstellungen aufgrund der Kinder gewöhnt. Das mag zwar so sein, aber es kann sich ein anderes Problem einschleichen: Nach der Geburt des 3. Kindes sind bereits einige Jahre als Familie vergangen. Das Paar hat es geschafft zusammenzubleiben, aber manchmal geschah dies nur durch eine Verdrängung der Schwierigkeiten.

Den Kindern zuliebe sind sie einfach weggeschoben worden.

Dadurch verschwinden Schwierigkeiten allerdings nicht. Sie verschlimmern sich durch ein weiteres Kind nur noch. Dennoch bedeutet dies nicht das Aus für die Ehe. Es ist möglich, eine Ehekrise nach dem zweiten Kind oder dritten Kind zu meistern. Wie solch ein Eheproblem aussehen kann, zeigt der folgende Tagebucheintrag von Sina. Im Anschluss erläutern wir, wie der Lösungsweg für diese Ehekrise beschaffen sein kann und weshalb ein Neustart mit dem alten Partner helfen kann.

Ehekrise nach dem 3. Kind: wenn die Wege sich trennen

Sina und Martin sind beide 35 Jahre alt. Seit neun Jahren sind sie ein Paar und seit acht Jahren leben sie zusammen. Aus ihrer noch jungen Ehe sind drei Kinder hervorgegangen: ein Junge von fünf Jahren und zwei Mädchen im Alter von drei und zwei Jahren. Sina arbeitet Teilzeit und genießt es, Zeit für den Nachwuchs zu haben. Martin hat einen Vollzeitjob und geht darin auf. In Sina wächst allerdings seit Jahren eine zunehmende Unzufriedenheit. Um ihre Gedanken zu ordnen, schreibt sie in ihr Tagebuch:

„Nach der Geburt unseres zweiten Kindes habe ich unsere Beziehung noch schön geredet, obgleich ich damals bereits spürte, dass etwas nicht stimmt. Seit dem dritten Kind stecken wir nun in einer Ehekrise, die sich eigentlich schon seit Jahren ankündigte. Immer mehr spüre ich ihn mir, wie sehr ich Zuverlässigkeit brauche. Martin hingegen sehnt sich nach mehr Freiheit.

Dieses Grundproblem löst eine Reihe von Schwierigkeiten aus.

So kommt er häufig spät von der Arbeit. Ich denke nicht, dass er eine Affäre hat. Ich denke eher, ihm bereitet die Arbeit mehr Spaß als unser Familienleben. Oft sagt er mir erst kurzfristig Bescheid, dass ihn der Job wieder mal länger im Büro festhält. Das enttäuscht mich, denn ich hatte mich auf ihn gefreut und muss nun Verabredungen absagen. Wie enttäuscht ich bin, zeige ich ihm nicht, denn ich mag keinen Streit. Wenn er da ist, möchte ich doch für uns und die Kinder tolle Momente voller Glück kreieren. Martin kann gut streiten, aber gelegentlich überschreitet er dabei die Grenzen. So lustig er sein kann, so beleidigend kann er in Diskussionen werden. Zudem bleibt er meiner Ansicht nach nicht bei der Sache. Echten, offenen Konflikten geht er aus dem Weg.

Irgendwann habe ich ihm erzählt, wie stark jede einzelne Geburt mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Es hat mich mit neuer Liebe erfüllt und gleichzeitig mit einer zusätzlichen Verantwortung belastet. Für mich ist nichts mehr so wie vor den Kindern. Das ist an sich schön, wenn das für Martin auch so wäre. Für ihn hat sich allerdings kaum etwas verändert. Er findet dies aber nicht schlimm.

Martin kann sich nicht damit herausreden, ich hätte ihm die Kinder angedreht. Wir beide wollten viele Kinder haben. Als Eltern funktionieren wir auch ganz gut. Martin erledigt seinen Job im Büro und daheim. Ja, er gibt uns einen stabilen Rahmen, aber mit echter Leidenschaft fürs Familienleben hat das nichts zu tun. Wenn ich abends allein auf dem Sofa sitze und auf ihn warte, frage ich mich oft: Ist das alles? Wo ist das Bekenntnis von Martin zu mir als Liebhaber und Partner? Wo stehen wir als Eheleute? Ich wünsche mir eine reife Beziehung mit einem Ehemann, der für mich eine echte Stütze darstellt. Jemand mit dem ich mich über Gedanken, Wünsche und Gefühle in aller Tiefe austauschen kann. Stattdessen leben wir meiner Ansicht nach nebeneinanderher. Martin sieht dies ganz anders. Er wünscht sich das Gegenteil: mehr Leichtigkeit und Spontanität. Mit den Kindern sind diese beiden Aspekte in unserer Ehe verloren gegangen. Mir sind sie nicht so wichtig, denn der Nachwuchs gleicht alles aus. Martin geht deswegen das Gefühl der Verliebtheit abhanden. Was sollen wir nur tun?

Obgleich unsere Kinder klein sind, spüren sie vermutlich, dass zwischen Martin und mir eine gewisse Distanz herrscht. Sie merken, dass wir nicht das verliebte Ehepaar sind. Ist es richtig, Ihnen dies vorzuleben? Wäre eine Trennung nicht richtig, damit unsere Kinder durch die Ehekrise nicht ein falsches Verständnis zum Thema Partnerschaft erhalten? Ich bin ratlos.“

Alles auf Anfang stellen und neu durchstarten

Für Sina stellen diese Überlegungen große Partnerschaftsprobleme dar, die sich zu einer Ehekrise nach dem dritten Kind entwickelten. Offene Konflikte finden zwar kaum statt, aber das subtile Unverständnis für den anderen ist mindestens genauso schlimm. Es sorgt für einen inneren Zorn, der sich ganz still gegen das Gegenüber richtet. Dies ist eine sehr gefährliche Situation, denn wird sie nicht gelöst, kann ein regelrechter Hass auf den Partner entstehen.

Sina und Martin wünschen sich beide ein anderes Leben. Sie vermissen sich gegenseitig, aber möchten sich selbst nicht ändern. Fair ist dies nicht. Aus diesem Grund kann es umso hilfreicher sein, wieder von vorn anzufangen. Das scheint in einer langjährigen Partnerschaft unmöglich, ist jedoch eine Option. Hierfür müssen beide zurück auf Los und der Wahrheit ins Gesicht blicken. Das ist oft eine hässliche Fratze und ihr Anblick tut weh. Dennoch geht es nicht ohne den realistischen Blick aufs Geschehene und die eigene Persönlichkeit, um Veränderungen nachhaltig einzuleiten.

Um den Start von Los durchzuziehen, hilft es, sich die Gemeinsamkeiten zu vergegenwärtigen:

Wie war es damals? Sina und Martin hatten zwei große Gemeinsamkeiten: 1. Sie waren ineinander sehr verliebt. 2. Sie haben gemeinsam den Traum geteilt, zusammen eine Familie mit mehreren Kindern zu gründen. 

Leider ist der erste Punkt irgendwann verloren gegangen. Der zweite Punkt ist naiv begonnen worden, denn keiner der beiden hat sich Gedanken über die Konsequenzen des Kinderkriegens gemacht. Es wurde sich nicht die wichtige Frage gestellt: Was passiert mit uns, wenn wir Kinder haben? Deswegen tragen Sina und Martin gleichermaßen zur unzureichenden Entwicklung ihrer Partnerschaft bei. Jetzt heißt es, die Ärmel hochzukrempeln und einen Neustart zu wagen. Das ist nicht einfach, denn Sina sieht sich in der Rolle als verantwortungsbewusste Mutter und unglückliche Frau. Martin hingegen hängt dem Traum der Unabhängigkeit nach.

Gemeinsam vom Alltag eine kurze Auszeit nehmen

Dem jungen Ehepaar kann sehr geholfen sein, wenn sie gemeinsam eine kurze Auszeit nehmen. Hierfür reservieren sie sich ein komplettes Wochenende oder verteilen dieses auf vier Tage. An diesen Tagen setzen sie sich zusammen und beantworten aufrichtig diese drei Fragen:

  1. Wie wünsche ich mir unsere Familie, damit ich mich wohlfühle?
  2. Wie kann ich meine eigene Rolle in der Familie verändern, um mich besser zu fühlen?
  3. Wie kannst du mir dabei helfen, dass ich mich in der Familie und Partnerschaft besser fühle?

Auf diese Fragen sollten sich Sina und Martin im Stillen vorbereiten. Dann teilen sie dem anderen ihre Antwort mit. In einer Diskussion dürfen die Fragen im ersten Schritt nicht enden. Es ist wichtig, dass beide über die Antworten des anderen in Ruhe nachdenken und nicht sofort emotional reagieren. Dafür sollte sich einige Tage Zeit genommen werden. In dieser Zeit des stillen Nachdenkens ist es ratsam, folgender Frage ebenfalls nachzugehen: Ist die Art der Beziehung, die Sina/Martin mir vorschlägt, das was ich mir wünsche? Reicht dies für eine funktionierende Ehe und Familie? Sollte einer von den beiden auf diese essenzielle Frage mit einem Nein antworten, ist die Ehe nicht gleich vorbei.

Stattdessen sollten Lösungswege gefunden werden.

Sina könnte beispielsweise fragen: „Könntest du dir vorstellen, mit den Kindern mehr Zeit zu verbringen, damit ich mich in unserer Familie wohler fühle?“ Hierbei ist wichtig, dass der Partner nicht mit einem vielleicht antwortet. Es werden nur Ja- und Nein-Fragen gestellt, die auch als solche beantwortet werden. Auch darf es keine Verhandlung nach dem Motto geben: „Wenn du bereit zu dem bist, könnte ich darüber nachdenken, dies und das zu tun.“

Letztlich müssen Sina und Martin akzeptieren, dass sie nach einigen Jahren der Ehe den anderen nicht beliebig ändern können. Der eine kann den anderen nur um eine Veränderung bitten und sich selbst verändern. Wer dieses Grundprinzip zwischenmenschlicher Beziehungen verinnerlicht, kann eine Ehekrise meistern oder eine Trennung einleiten, wenn unüberwindbare Gegensätze dies erfordern.


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Photo by Juan Cruz Mountford on Unsplash

Publiziert am 
Oct 8, 2020
 in Kategorie:
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