ine Ehekrise mit kleinen Kindern kommt gar nicht so selten vor. Das Leben des Paares verändert sich durch den Nachwuchs komplett. Oft ist den Eltern gar nicht bewusst, welche neuen Konfliktherde in der Ehe durch das Baby entstehen können. Bei manchen Paaren treten diese sogar bereits bei der Schwangerschaft auf.
Ein bedeutender Grund für eine Ehekrise mit Kleinkind ist die Eifersucht auf das eigene Kind. Vielleicht wirkt dies auf den ersten Blick befremdlich, da das Kleinkind doch keine Bedrohung ist. Es sollte eine Bereicherung für das Leben sein. Einer der Partner kann dies jedoch anders sehen, ohne es vorher geahnt zu haben. Obgleich der eifersüchtige Partner sein Kind liebt, entwickelt er dennoch negative Gefühle. Sie können eine Ehekrise wegen eines Kindes provozieren.
Ehekrise mit kleinem Kind: der Partner fühlt sich zurückgesetzt
Eifersucht auf das eigene Kleinkind ist ein unterschätzter Grund für eine Ehekrise. Ist der Nachwuchs noch sehr jung, benötigt er viel Fürsorge und Aufmerksamkeit. Im Alltag bedeutet dies, dass sich viel um das Kind gekümmert werden muss. Somit bleibt weniger Zeit für andere Aktivitäten.
Zumeist sind es die Mütter, die sich in den Anfangsjahren um das Kind kümmern. Sie müssen selbst in die neue Rolle hineinfinden und ihr Leben umstellen.
Das kostet Kraft und Zeit, die die Mutter nun nicht mehr ihrem Mann widmen kann. Von ihm erwartet sie, dass er die 100%ige Fürsorge für das Kind versteht. Der Mann wiederum kann oftmals nicht so schnell eine Bindung zum Nachwuchs aufbauen, weil er arbeitsbedingt viel Zeit außer Haus verbringt. Das führt zu einer Unsicherheit, die sich sogar auf das Kind übertragen kann. In letzter Konsequenz fühlt sich der Mann ausgeschlossen. Ihm fehlt es an Aufmerksamkeit und Anerkennung durch seine Frau. Er vermisst die romantische Zweisamkeit. Kurzum: Er ist unzufrieden oder gar eifersüchtig.
Hinweis: Selbstverständlich können auch Frauen auf das eigene Kind eifersüchtig sein. Da sich in Deutschland weiterhin vor allem die Mütter um den Nachwuchs kümmern, tritt dieses Problem jedoch zumeist bei den Männern auf.
Wie wird aus der Eifersucht eine Ehekrise mit kleinem Kind?
Die Eifersucht aufs eigene Kind entsteht oft schleichend. Sie kann sich durch Kleinigkeiten bemerkbar machen. Dazu kann gehören, dass der eifersüchtige Partner gezielt Aktivitäten ohne Kind machen möchte oder seine eigenen Wünsche stärker durchsetzen will. Vielleicht zieht er sich auch von seiner Elternrolle zurück und widmet sich verstärkt einem Hobby – ohne Kind. Die Anzeichen für eine Eifersucht sind daher nicht klar zu fassen. Da die Gesellschaft das Thema zudem tabuisiert, weiß der eifersüchtige Partner oft selbst gar nicht, warum er sich so fühlt.
Die Unzufriedenheit kann letztlich eine Ehekrise provozieren, die mit lauten Streitereien, Trennung auf Zeit und Beschimpfungen einhergeht.
Beide fühlen sich unverstanden und wissen gar nicht genau, weswegen sie sich streiten. Ist ihnen die Eifersucht nicht bewusst, können sie das Problem nicht beheben und somit auch die Ehekrise nicht meistern.
Der Eifersüchtige wird zum zweiten Kind: Warum passiert das?
Scherzhaft bemerken einige Mütter: „Ich habe zwei Kinder daheim. Mein Baby und meinen Mann.“ So lustig dies auch klingen mag, dahinter kann sich eine stille Eifersucht des Mannes verbergen. Unbewusst wird er selbst wieder zum Kind, um mit dem Sprössling um Aufmerksamkeit zu buhlen. Er tritt quasi in einen Wettbewerb um die Beachtung der Mutter bzw. seiner Frau. Die Ehefrau wiederum empfindet dieses Verhalten selten als niedlich. Wirkt ihr Mann auf einmal unreif, verantwortungslos und hilflos, ist sie von ihm enttäuscht. Sie wünscht sich weiterhin einen starken Partner an der Seite, der für Sie da ist. Ihr Mann wünscht sich seine Ehefrau zurück, die ihn umsorgt.
Das Kind ist nur der Auslöser der Eifersucht.
Die eigentliche Eifersucht begründet sich in der Persönlichkeit. Damit sie überhaupt entstehen kann, muss ein bestimmtes charakterliches Grundgerüst vorliegen. Ob dieses vorhanden ist, lässt sich oft bereits vor der Geburt an anderen Schwierigkeiten in der Partnerschaft erkennen.
Ein Beispiel: Lea geht zum Supermarkt. Ihre Einkaufsliste ist lang. Ihr Ehemann Christian hat ihr beim Hinausgehen noch zugerufen, dass sie bitte an sein Lieblingsbrot denken soll. Lea bestätigt dies. Im Supermarkt hakt sie ein Produkt von dem nächsten von ihrer Liste ab. Das Lieblingsbrot ihres Mannes hat sie längst vergessen. Zu Hause angekommen schaut Christian in die Einkaufstaschen. Er findet das Brot nicht und wird wütend. Aggressiv schreit er Lea an, sie würde ihn nicht lieben, da sie sein Lieblingsbrot vergessen hat. Lea bietet an, zum Supermarkt zurückzukehren. Christian will es jetzt aber nicht mehr. Es wäre zu spät, sie hätte bereits gezeigt, dass sie nicht an ihn denkt.
Wie ist Christians Reaktion zu bewerten? Er hat überreagiert. Seine Enttäuschung hat sich in Wut verwandelt, die überschäumt. Sie ist ein Spiegelbild für seine Unzufriedenheit und Unsicherheit, die sich wiederum in einem fehlenden Urvertrauen begründen. Christian konnte sich als Kind vermutlich nie sicher fühlen. Stets war er sich unsicher, ob seine Eltern ihn wirklich lieben. Dies hat ihn zu einem kritischen Menschen gemacht, der in Teilen nicht glauben kann, dass Lea ihn liebt. Jede kleinste Unaufmerksamkeit seitens seiner Frau ihm gegenüber bezieht er somit auf sich. Christian müsste daher an seinem Selbstvertrauen arbeiten, um dieses grundlegende Problem aus der Welt zu schaffen. Ansonsten würden die Chancen hoch sein, dass er irgendwann eine Eifersucht auf sein Kind entwickelt.
Ehekrise mit kleinen Kindern meistern: Wie kann das gelingen?
Die Eifersucht auf das eigene Kind kann die Partnerschaft immens belasten. Kümmert sich das Paar nicht rechtzeitig um den tieferliegenden Grund für dieses Gefühl, ist eine Ehekrise wahrscheinlich.
Wichtig ist, dass das Paar miteinander spricht. Sobald irgendetwas in der Beziehung nicht gut läuft, sollte dies angesprochen werden.
Hierbei ist es wichtig, behutsam vorzugehen. Anschuldigungen und Beschimpfungen bringen keinen Streit konstruktiv voran. Hilfreicher können daher Sätze wie „Ich habe das Gefühl, dass du dir mehr Liebe von mir wünscht, stimmt das?“ sein. Ab und zu sollte der Partner, der sich mehr ums Kind kümmert, auch sagen: „Ich liebe dich, obgleich ich es derzeit kaum zeige.“
Selbstverständlich darf und sollte der eifersüchtige Part klar äußern, was er fühlt: „Ich bin manchmal eifersüchtig auf unser Kind. Ich brauche wieder ein bisschen von deiner Liebe. Wie kriegen wir das hin?“ Miteinander reden, sich Zeit füreinander nehmen und die Bedürfnisse des Partners zu verstehen, bilden der Weg zur Meisterung einer Ehekrise wegen Kleinkind.
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