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ründe für eine Ehekrise gibt es viele. Bei manchen ist dies der Wunsch nach einem Ehevertrag, der vor oder während der Ehe einen heftigen Streit auslösen kann. Zwar handelt es sich nur um ein rechtliches Dokument, aber das schließt das Aufkeimen von negativen Gefühlen nicht aus – im Gegenteil. Typische Gedanken sind: Misstraut mir mein Partner? Denkt er jetzt schon an Trennung oder Scheidung? Bevor wutentbrannt die Türen knallen und sich die Ehekrise zuspitzt, ist es wichtig, sich allgemein und individuell mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Was ist eigentlich ein Ehevertrag?

Victoria und David Beckham haben ihn genauso wie Catherine Zeta-Jones und Michael Douglas: einen Ehevertrag. In der Presse lesen wir häufig über ihn, aber wissen oft gar nicht, was sich dahinter verbirgt.

In Deutschland ist ein Ehevertrag grundsätzlich eine rechtliche Vereinbarung, die von zwei Personen vor oder während ihrer Ehe getroffen wird, um die finanziellen und vermögensrechtlichen Angelegenheiten im Falle einer Scheidung oder des Todes eines Ehepartners zu regeln.

Ein Ehevertrag kann verschiedene Aspekte abdecken. Hierzu ein paar Beispiele:

  1. Güterstand: Der Güterstand regelt das Vermögensrecht während der Ehe und im Falle einer Scheidung oder des Todes eines Ehepartners. In Deutschland gibt es drei verschiedene Güterstände: die Zugewinngemeinschaft, die Gütertrennung und die Gütergemeinschaft. Ein Ehevertrag kann den gewünschten Güterstand festlegen oder von den gesetzlichen Regelungen abweichen.
  2. Vermögensaufteilung: Ein Ehevertrag kann festlegen, wie das Vermögen der Ehepartner im Falle einer Scheidung oder des Todes aufgeteilt wird. Dies kann insbesondere relevant sein, wenn einer der Partner erhebliches Vermögen besitzt oder wenn Vermögen aus vorherigen Beziehungen geschützt werden soll.
  3. Unterhalt: Ein Ehevertrag kann Regelungen zum Ehegattenunterhalt enthalten, einschließlich des Umfangs und der Dauer der Zahlungen nach einer Scheidung.
  4. Erbrecht: Ein Ehevertrag kann auch das Erbrecht der Ehepartner regeln, vornehmlich wenn einer der Partner Kinder aus vorherigen Beziehungen hat und sicherstellen möchte, dass diese im Falle des Todes angemessen versorgt sind.

Ein Ehevertrag kann mögliche Streitigkeiten und Unsicherheiten im Falle einer Scheidung minimieren und den Prozess für beide Parteien erleichtern. Es muss kein Zeichen von Misstrauen sein, sondern dient viel mehr als Absicherung oder Versicherung.

Und was ist eine Scheidungsfolgenvereinbarung?

Eine Scheidungsfolgenvereinbarung, auch bekannt als Trennungsvereinbarung, wird typischerweise während oder nach dem Scheidungsverfahren erstellt. Sie regelt die finanziellen und vermögensrechtlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Scheidung, wie zum Beispiel die Aufteilung des Vermögens, den Ehegattenunterhalt und das Sorgerecht für gemeinsame Kinder. Die Vereinbarung wird von den geschiedenen Partnern unterzeichnet und legt die Bedingungen für die Scheidung fest.

Der Hauptunterschied zwischen einem Ehevertrag und einer Scheidungsfolgenvereinbarung besteht also in ihrem Zeitpunkt und Zweck. Ein Ehevertrag wird vor oder während der Ehe abgeschlossen und legt die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ehe fest, während eine Scheidungsfolgenvereinbarung nach der Entscheidung zur Scheidung erstellt wird und die finanziellen und vermögensrechtlichen Aspekte der Scheidung regelt.

Warum überhaupt einen Ehevertrag abschließen?

Es gibt verschiedene Situationen, in denen der Abschluss eines Ehevertrags besonders relevant sein kann. Hierzu ein paar Beispiele:

Beispiel 1:

Die Eheleute Schmidt gehören zu den Doppelverdienern und haben keine Kinder. Ein Ehevertrag hilft ihnen dabei, die finanzielle Situation klar zu regeln.

Beispiel 2:

Als Paul Kerstin heiratet, hat er hohe Schulden. Mit dem Ehevertrag sichert er Kerstin davor ab, dass seine Schulden auf sie übertragen werden und sie im Falle einer Scheidung für diese vollumfänglich haftet.

Beispiel 3:

Peter und Sabine haben sich erst mit 70 Jahren kennen und lieben gelernt. Aus romantischen Gründen planen sie ihre Hochzeit. Sie entscheiden sich für einen Ehevertrag, um die finanziellen Angelegenheiten und das Erbe zu regeln. Beide Partner haben bereits Kinder aus vorherigen Beziehungen und möchten sicherstellen, dass ihr Vermögen entsprechend aufgeteilt wird.

Beispiel 4:

Gabriele ist selbständig. Sie hat ein Kosmetikstudio. Als sie Olaf heiratet, entscheiden sich beide für einen Ehevertrag. Dieser kann helfen, die geschäftlichen Interessen zu schützen. Es können Regelungen für den Fall einer Scheidung oder des Todes eines Ehepartners getroffen werden, um den Fortbestand des Unternehmens oder der beruflichen Tätigkeit sicherzustellen.

Beispiel 5:

Christian heiratet seine Freundin Maria aus Peru. Bei Ehen zwischen Personen unterschiedlicher Nationalitäten können Eheverträge verwendet werden, um Fragen des Erbrechts, der Aufteilung des Vermögens und der Zuständigkeit bei einer Scheidung zu klären. Dies kann helfen, mögliche Konflikte zwischen verschiedenen Rechtssystemen zu vermeiden.

Wie du an diesen Beispielen siehst, kann es durchaus sinnvoll sein, einen Ehevertrag abzuschließen. Er kann den Umgang mit Besitz, Altersvorsorge, Unterhalt und Kindern deutlich vereinfachen.

Mein Partner wünscht einen Ehevertrag: Wie soll ich darauf reagieren?

Zweifelsfrei ist es verständlich, dass der Wunsch deines Partners nach einem Ehevertrag negative Gefühle in dir auslösen kann. Möglicherweise fühlt es sich wie ein Misstrauensvotum oder eine Abwertung eurer Beziehung an. Du solltest diese Gefühle klar erkennen und sie mit deinem Partner besprechen. Offene und ehrliche Kommunikation sind entscheidend, um die Motive und Erwartungen des Partners zu verstehen und umgekehrt. Möglicherweise kann dein Partner dir die Gründe für den Wunsch nach einem Ehevertrag erklären und ihr könnt gemeinsam eine Lösung finden, die für beide Seiten akzeptabel ist.

Bedenke auch, dass ein Ehevertrag nicht zwangsläufig eine negative Bedeutung haben muss. Es kann eine Möglichkeit sein, die finanzielle Sicherheit beider Partner zu gewährleisten und potenzielle Konflikte in der Zukunft zu vermeiden.

Manchmal liegt der Wunsch nach einem Ehevertrag in verletzenden Erfahrungen aus der Vergangenheit. Hat dein Partner beispielsweise einen wahren Scheidungskrieg hinter sich und wurde von seinem Ex stark enttäuscht, kann für ihn der Ehevertrag eine reine Vorsichtsmaßnahme sein, dank der er sich in der neuen Partnerschaft sicherer fühlt.

Letztendlich ist es wichtig, dass beide Partner ihre Bedenken und Wünsche respektieren und gemeinsam eine Entscheidung treffen, die für beide Seiten fair und zufriedenstellend ist.

Hinweis in eigener Sache: Bei Fragen oder Bedenken bezüglich eines Ehevertrags ist es immer ratsam, sich an einen Fachanwalt für Familienrecht oder einen Rechtsanwalt zu wenden. Diese Experten können dir eine individuelle Beratung und rechtliche Tipps bieten, die auf die jeweilige Situation zugeschnitten ist. Unser Beitrag ersetzt damit keinesfalls eine Rechtsberatung!

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Photo by Annika Wischnewsky on Unsplash

Publiziert am 
Jul 29, 2023
 in Kategorie:
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