anchmal gibt es keinen Weg aus der Ehekrise. Die Scheidung ist unausweichlich, aber mit ihr schwingt ein belastender Gedanke an die Kinder: Was wird aus ihnen? Wie verkraften sie die Trennung? Drohen Entwicklungsstörungen? Sobald Kinder mit zur Scheidung gehören, gibt es bereits organisatorisch viel mehr zu beachten als bei der Trennung eines kinderlosen Paares. Neben rechtlichen und finanziellen Fragen steht das Wohl des Sprösslings im Fokus. Zwar lässt sich nicht der ganze Schmerz von ihnen abwenden, aber Alleinerziehende und Eltern können einiges tun, um dem Nachwuchs zu helfen.
_______________________________
Unsere thematisch passende Videoempfehlung zu diesem Artikel: Ein Ausschnitt aus dem Film und der weltweiten Bewegung Der Weg zum Glücklichsein
Punkt 4: Geben Sie Kindern Liebe und Hilfe.
Mit deutschen Untertiteln. Wechsle das Video auf Vollbildmodus für eine ideale Filmwiedergabe. Erfahre hier mehr über unsere humanitäre Gruppe News4mankind.
Was sind die seelischen Folgen der Scheidung für das Kind?
Das lässt sich nie pauschal sagen. Ob das Kind eine seelische Störung entwickelt oder nicht und welche es ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab:
- Alter des Kindes
- Entwicklungsstand
- Seelische Grundverfassung
- Individuelle Fähigkeiten der Angstbewältigung
- Individuelle Fähigkeit der Anpassung an veränderte Lebensumstände
- Qualität der Beziehungen zu beiden Eltern vor und nach der Scheidung
- sozioökonomische Situation der „Restfamilie“
- seelische Befinden des Alleinerziehenden
All dies sind Faktoren, die in den Verarbeitungsprozess des Kindes einfließen. Nicht jedes Kind ist gleich und die Umstände sind immer andere.
Wie reagieren Kinder auf die Trennung?
Die Reaktion auf die Scheidung der Eltern kann sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Kinder verfallen in einen Protest. Sie erkennen den neuen Zustand nicht an, da sie den Schmerz nicht annehmen wollen. Andere Sprösslinge werden ganz ruhig, sie resignieren und ziehen sich komplett zurück. Weitere typische Reaktionen sind untypische Verhaltensweisen für das Kind wie Ladendiebstahl, pseudo-erwachsenes Verhalten, psychosomatische Beschwerden, Weglaufen usw. Damit wollen sie oft das Gefühl der Hilflosigkeit abwehren. Zudem haben einige Kinder Schuldgefühle, denn sie glauben, für die Trennung verantwortlich zu sein.
Wie gehen Jugendliche mit der Trennung um?
Auch hier zeigt sich ein sehr vielfältiges Verhalten. Einige Jugendliche empfinden Scham. Obgleich Scheidungen inzwischen häufig stattfinden und kein gesellschaftlicher Makel mehr sind, erachten einige Heranwachsende die Trennung dennoch als Scheitern der Eltern. Teilweise konzentrieren sich die Jugendliche nun mehr auf die Schule, ihren Sport oder ihre Freunde.
Andere brechen komplett aus, suchen überall Streit oder ziehen sich von allen Sozialkontakten zurück.
Die Jugendlichen müssen mit dem Gefühl umgehen, dass ihnen scheinbar Sicherheit und Halt aus der Familienstruktur entzogen wird. Und so schwanken sie selbst zwischen Unabhängigkeit und noch kindlicher Abhängigkeit.
Tipps für Eltern bei Scheidung mit Kindern
Die Reaktionen auf die Trennung der Eltern unterscheiden sich von Kind zu Kind. Folgende Tipps dienen nur der groben Orientierung und Anregung. Sie sind auf das Verhalten des Nachwuchses abzustimmen.
Kleinkinder:
Kleinkinder suchen jetzt verstärkt die Nähe zu den Eltern. Es ist wichtig, diese Gefühle zu erlauben und den Kindern die körperliche und emotionale Nähe zu geben.
Kindergartenkinder:
Trauer und Verlassenheit sind die Hauptgefühle. Häufig übernehmen die Kleinen sogar die Verantwortung für die Scheidung der Eltern, obgleich das natürlich Quatsch ist. Sie zeigen daher oft ein anderes Verhalten, damit der Streit zwischen Mama und Papa endlich aufhört. Eltern sollten dem Kind jetzt Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Sie müssen sich an Zusagen halten und dem Sprössling erklären, dass die Elternteile nun getrennt leben und das Kind daran keine Schuld trägt. Die Verantwortung für die Familiensituation tragen die Eltern – das muss dem Nachwuchs liebevoll klar gemacht werden.
Grundschulkinder:
Grundschulkinder nehmen bereits intellektuell wahr, dass sie zornig, hilflos, beschämt und traurig sind. Oft denken sie, es wäre ihr Versagen, wenn das bisherige Familienleben in die Brüche geht. Das gegenüber anderen zuzugeben, macht ihnen Angst. Depressive Verstimmungen können sich einstellen, die sich auch auf die schulische Leistung niederschlagen.
Eltern helfen ihrem Grundschulkind durch einen strukturierten Alltag. Das gibt Orientierung.
Falsche Versprechungen sind destruktiv, da die Kinder so zusätzlich an Sicherheit verlieren. Auch Sport ist hilfreich. Unter keinen Umständen sollte der eine Elternteil in der Gegenwart der Kinder schlecht über den anderen sprechen. Das fördert Loyalitätskonflikte bei den Kleinen und belastet sie schwer.
Kinder ab zehn Jahren und Jugendliche:
Ältere Kinder sorgen sich über ihre eigene Situation und über ihre Eltern. Zukunftsängste können sich einstellen. Nicht selten stellen sie sich auf die Seite des schwächer wirkenden Elternteils, während das andere Elternteil mit einem Schwall von Zorn und Vorwürfen konfrontiert wird. Nicht selten übernehmen sie fortan die Rolle des Ersatzpartners. Sie hören den Sorgen der Eltern zu, helfen im Haushalt und nehmen Abstand von Freunden. Manchmal schlägt das Verhalten auch ins komplette Gegenteil und der Heranwachsende distanziert sich von seiner Familie. Eltern sollten den Kindern deutlich machen, dass von ihnen nicht erwartet wird, dass sie die Problemlöser sind. Stattdessen sollten sich Mama und Papa Hilfe woanders suchen – nicht bei den Kindern. Darüber hinaus ist es wichtig, Neutralität zu bewahren und den Ex-Partner nicht schlecht zu machen.
Erwachsene Kinder:
Sie haben bereits einen gewissen Abstand zu den Eltern und wohnen zumeist nicht mehr Zuhause. Oft haben sie die Trennung vorausgesehen und empfinden sie daher nicht als irritierend. Gerade bei erwachsenen Kindern unter 30 geht dennoch ein Stückchen heile Welt verloren. Manche sagen sogar, sie hätten den Glauben an die Liebe bzw. die Institution Ehe verloren. Eltern sollten mit ihren erwachsenen Sprösslingen offen sprechen. Indem sie erklären, wie es zur Trennung kam, wächst das Verständnis dafür. Vorwürfe oder Beschuldigungen sind fehl am Platz. Auch ein hemmungsloses Ausweinen bei dem Nachwuchs ist unangebracht, da diese auch im Erwachsenenalter damit überfordert ist.
Fazit:
Die Kinder müssen bei einer Scheidung in kindgerechter Weise erklärt bekommen, warum die Eltern nicht mehr zusammenleben können und wollen. Die Eltern sollten klare Absprachen untereinander treffen, die sich mit der Versorgung der Kinder und den Besuchszeiten des scheidenden Elternteils befassen. Diese Vereinbarungen sollten eingehalten und von beiden Elternteilen gegenüber den Kindern mit der ihr gebührenden Wichtigkeit erachtet werden.
Und nicht zuletzt steht über all dem die in Stein gemeißelte Regel:
Stelle deine Kinder niemals zwischen dich und deinen Ex und involviere sie nicht darin, deine eigene "Position" zu stärken. So etwas zeugt von schlechtem Charakter und fügt den Kindern den größten Schaden zu.
Kinder haben einen feinen Sinn für Gerechtigkeit und lieben beide Elternteile. So ein offen geführter Scheidungskrieg verletzt sie zutiefst. Deshalb sollte man auch nicht in der Gegenwart der Sprösslinge in geringschätziger oder offen feindseliger Weise über den Ex sprechen. Spare dir das Dampfablassen für den Scheidungsanwalt oder einen Freund auf.
Dieser Artikel enthält Links zu den folgenden Beiträgen:
- Zurück Auf Wolke 7: Beziehung Retten - 7 Tipps Für Frauen
- Ehekrise Meistern: Was Ist In Der Ehe Wichtig?
- Akute Ehekrise: Hilfe, Ich Weiß Nicht Mehr Weiter!
- Folgen Der Ehekrise: Kinder Leiden Darunter
- Ehekrise Wegen Pubertät Der Kinder: Ein Platz Auf Dem Pulverfass
- Und Alles Ist Plötzlich Anders: Ehekrise Nach Auszug Der Erwachsenen Kinder
- Ehekrise Der Eltern: Was Mache Ich Als Kind?
_________
Photo by Annie Spratt on Unsplash