ertrauen ist die Basis für jede funktionierende Beziehung. Fehlt es, wird alles hinterfragt. Die Planungssicherheit und das Gefühl des Aufgehoben seins gehen verloren. Lässt sich das Vertrauen nicht zurückgewinnen, ist der Riss in der Beziehung zu groß und die Ehe scheitert. Hierbei muss jedoch unterschieden werden, in welchem Punkt das Vertrauen fehlt und wie es zu dem Vertrauensbruch kam. Darüber hinaus ist es durchaus möglich, das Vertrauen des anderen zurückzuerobern – zumindest manchmal. Wichtige Infos und Tipps zu dem Thema liest du hier.
Gründe für einen Vertrauensbruch
- Du bist fremdgegangen. Was das Fremdgehen im Detail umfasst, ist Definitionssache des Einzelnen. Für den einen ist Fremdgehen bereits ein intensives Flirten. Für den anderen ist damit ein One-Night-Stand und für den nächsten eine Affäre gemeint.
- Du lügst deinen Partner bezüglich einer wichtigen Angelegenheit an. Das betrifft oft die Finanzen, die Arbeit oder die Familie.
- Du versprichst wiederholt etwas und hältst es nicht ein. Beispielsweise gibst du deinem Partner das Versprechen, nie wieder zu rauchen oder ganz bestimmt die Kinder von der Schule abzuholen.
- Du verhältst dich in den Augen deines Partners nicht partnerschaftlich. Beispiel: Einmal zu häufig hast du dich gegen einen Abend mit dem Ehepartner entschieden und gehst lieber mit Freunden aus. Dein Partner vertraut nicht mehr darauf, dass du ihn wertschätzt und ausreichend liebst.
An diesen vier Gründen für einen Vertrauensbruch erkennst du, worum es bei diesem eigentlich geht: Verletzungen, Lügen, Enttäuschungen, unangenehme Überraschungen.
Zudem siehst du, dass es unterschiedliche Grade von Vertrauensbrüchen gibt. Eine langjährige Affäre ist im Allgemeinen schlimmer zu bewerten als ein heimliches Rauchen auf dem Balkon.
Doch Halt: Hierzu gibt es auch Ausnahmen. Führt ihr z. B. eine offene Ehe, ist die Affäre vielleicht nur verletzend, weil es immer der gleiche Sexpartner war und du bei deinem Ehepartner jetzt echte Gefühle vermutest. Hinter dem Rauchen auf dem Balkon kann mehr stecken als ein nicht eingehaltenes Versprechen. Habt ihr beispielsweise Geldsorgen und der Verzicht auf die Zigarette soll die Haushaltskasse fürs Erstgeborene aufbessern, kann das heimliche Rauchen einen immensen Vertrauensbruch darstellen. Nur du kannst Einwerten, inwieweit dein Partner dich enttäuscht hat.
Das Vertrauen zurückgewinnen: die 10 besten Tipps
- Was möchte ich? Stell dir zuerst die Frage, warum du den Vertrauensbruch begangen hast. Vielleicht siehst du die Sachlage ganz anders. Es kann aber auch sein, dass du die Beziehung negativ manipulieren willst, um sie zu beenden. Überleg daher, ob du noch zu deinem Partner stehst.
- Dem Frust Luft machen: Bist du bestrebt, die Ehekrise zu meistern, wirst du dich über den Vertrauensmissbrauch ärgern. Einige Menschen reagieren deprimiert, weil sie den anderen stark verletzt haben. Liefere diese negativen Emotionen nicht bei deinem Partner ab, der bereits leidet. Stattdessen mach deinem Kummer alleine Luft: Geh raus an die frische Luft, treibe Sport oder prügele auf einen Boxsack ein. Nach ein wenig körperlicher Betätigung siehst du die Welt klarer und kannst besser agieren.
- Dem Partner das Tempo vorgeben lassen: Du hast deinen Partner schwer verletzt. Es ist an ihm zu sagen, wann er mit dir sprechen möchte und dich sehen will. Frag aber ruhig nach einem Zeitpunkt für ein ausführliches Gespräch. Kann dein Partner dir keinen Termin nennen, sei geduldig. Wenn er dich liebt, kommt er auf dich zu. Den anderen zu bedrängen, bringt nichts.
- Denk über eine ehrliche Entschuldigung nach: Es reicht nicht aus, dass Wort Entschuldigung zu sagen und einen Strauß Blumen oder ein Abendessen zu zaubern. Das wäre zu oberflächlich und führt langfristig vermutlich zu weiteren Vertrauensbrüchen oder einer Trennung. Während dein Partner Zeit für sich braucht, nutzt du die Zeit, um über eine tiefgehende Entschuldigung nachzudenken. Ordne deinen Gedanken und schreib sie auf. Überlege dir, was du sagen möchtest und was die Wahrheit ist. Es bringt nichts, dem Partner das zu sagen, was er hören will. Eine ehrliche Entschuldigung ist wichtiger. (Siehe weiter unten unseren Bonus-Tipp: 4 entscheidende Schritte, um jeden Vertrauensbruch zu kitten)
Hierzu ein vereinfachtes Beispiel: Max ist mit Laura verheiratet. Auf einer Dienstreise ist er mit einer Kollegin spontan fremdgegangen. Sein Grund: Ihm fehlte seit Jahren der Reiz des Neuen und die Spontanität im Sex. Mit Laura spricht er genau über dieses Problem. Reuevoll erklärt er, dass er gern mit ihr auch außerhalb des Schlafzimmers Sex hätte und neue Spielarten ausprobieren möchte. Laura kann sich nun überlegen, ob sie dazu bereit ist. - Sich mit Schuldzuweisungen verteidigen: Einige Menschen verfahren stets nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Das ist in Partnerschaften kontraproduktiv. Rechtfertige dein falsches Verhalten nicht durch Schuldzuweisungen wie „Wenn wir öfters Sex hätten, wäre ich nicht fremdgegangen“ oder „Wenn du nicht ewig meckern würdest, könnte ich dir auch die Wahrheit sagen“. Nimm stattdessen ehrlich deine Schuld an und entschuldige dich. Indem du für dein Vergehen Verantwortung übernimmst, zeigst du dem Partner, dass du den Fehler einsiehst und Besserung möglich ist.
- Richtig zuhören: Nachdem du deinem Partner dargelegt hast, was passiert ist und warum du so gehandelt hast, gibt ihm für die Antwort Zeit. Jetzt darf dein Partner sich dazu äußern. Höre aufmerksam zu und richte deine Körpersprache auf deinen Partner aus. Indem du dich ihm zuwendest und die Arme nicht verschränkt hältst, signalisierst du Aufnahmebereitschaft. Gemeinsam könnt ihr so ausarbeiten, was sich in Zukunft ändern muss, damit dir dein Partner wieder vertrauen kann. Bleibt dabei realistisch!
- Sich selbst verzeihen: Verfalle nicht im Selbstmitleid. Für einen kurzen Moment darfst du das tun, aber dann ist für eure Ehe ein Blick nach vorne wichtig. Hierfür musst du dir für deinen Vertrauensmissbrauch verzeihen. Du bist nicht perfekt. Auch du begibst Fehler. Das ist keine Rechtfertigung für das Getane, aber ein wichtiger Schritt, eine bessere Zukunft zu gestalten. Folge den 4 entscheidenden Schritten, um jeden Vertrauensbruch zu kitten (siehe unten).
- Wort halten: Du hast das Vertrauen deines Partners missbraucht. Setze alles daran, dass das kein zweites Mal passiert. Taten sind dabei wichtiger als Worte, um das Vertrauen zurückzuerobern. Zeige daher mit jedem Schritt von dir, dass dein Ehepartner sich auf dich verlassen kann. Du hältst fortan deine Versprechen.
- Geduldig sein: Es ist nicht immer leicht, Geduld zu zeigen. Wenn du das Vertrauen deines Partners zurückerobern möchtest, ist das allerdings unerlässlich. Gib ihm Zeit, das Vergangene zu verdauen und neues Vertrauen in dich zu fassen. Hierfür musst du hartnäckig in deinen Bemühungen bleiben. Dränge deinen Partner auch niemals dazu, dir wieder mehr zu vertrauen. Das kommt von allein – oder eben nicht.
- Ganzheitlich an der Beziehung arbeiten: Ein Vertrauensbruch kann einen tieferen Grund haben. Manchmal ist er auch mit anderen Aspekten eurer Partnerschaft verbunden. Ziehen wir für das Beispiel von Laura und Max von Punkt 4 heran: Laura arbeitet sehr viel, weswegen sie für langen Sex am Abend oft zu müde ist. Am Wochenende beschlagnahmen sie die Kinder. Um mehr Zeit für Sex in der Partnerschaft einzuräumen, übernimmt Max mehr Aufgaben im Haushalt und kümmert sich um einen zuverlässigen Babysitter, der hin und wieder die Kinder betreut.
Bonus-Tipp: 4 entscheidende Schritte, um jeden Vertrauensbruch zu kitten
Gehe folgendermaßen vor:
- Entscheide, wen Du in dieser Hinsicht als Freund ansiehst. Sind es generell treue Eheleute, vielleicht ein befreundetes Ehepaar, die eine harmonische Ehe führen, vielleicht die eigenen Eltern, die seit Jahrzehnten glücklich verheiratet sind oder einfach Personen, die Monogamie befürworten und danach leben.
- Dieser und der nächste Schritt ist dafür entscheidend, ob dich dein Partner wieder akzeptiert oder nicht, denn du musst jetzt wirklich Position beziehen. Wenn du z. B. mit deiner Kollegin ins Bett gegangen bist, die auch verheiratet ist, könnte dies heißen, dass du sie davon überzeugst, selbst mit ihrem Ehepartner reinen Tisch zu machen. Das könnte für dich bedeuten, dass die Kollegin sauer auf dich ist oder der Ehemann dich wutentbrannt aufsucht und es zu einem Knall kommt. Du musst dich nicht in Lebensgefahr bringen, aber es ist wichtig, dich nun deutlich von deinem bisherigen Verhalten zu distanzieren.
- Du musst den eigentlichen Schaden, den du in der Beziehung angerichtet hast, wiedergutmachen. Wie du das machst, ist dir überlassen und hängt von der gegebenen Situation ab. Aber es muss weit über das hinausgehen, was normalerweise von dir als Ehepartner erwartet wird. Mit anderen Worten: Blumen und Abendessen genügen natürlich nicht.
- Wenn du das gut gemacht hast, wird dein Ehepartner im Normalfall davon überzeugt sein, dass du es wirklich ehrlich meinst und dich als Ehemann/-frau wieder akzeptieren. Du solltest ganz offiziell nachfragen, ob damit wieder alles okay ist. Falls nicht, musst du nochmal nachlegen und weitere Dinge tun, die deinen Partner davon überzeugen. Dies ist die kurzgefasste Gebrauchsanleitung für das Kitten eines Vertrauensbruchs.
Viel Erfolg dabei!
Vertrauen zurückgewinnen ist möglich
Manchmal ist es möglich, das Vertrauen komplett zurückzugewinnen. Manchmal klappt dies nur in Teilen. Wichtig ist jedoch, dass ihr als Paar lernt, mit der neuen Situation umzugehen. Hierfür ist Zeit erforderlich, die (fast) alle Wunden heilen kann. Einige Paare gehen aus dem Vertrauensbruch sogar gestärkt hervor. Sie lernen sich noch näher kennen und wissen, woran sie in der Beziehung arbeiten müssen.
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