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ine Ehe kann nicht immer harmonisch sein. Der Alltag steckt voller Konfliktpotenzial. Unterschiedliche Meinungen und Ansichten treffen aufeinander, die teilweise sehr hitzig von den Eltern diskutiert werden. In einigen Fällen führen die Streitereien letztlich zu einer Ehekrise. Für sie kann es einen spezifischen Grund geben oder eine ganze Reihe von Gründen. Belastend ist diese Situation jedoch nicht nur für das Ehepaar selbst, sondern auch für die Kinder – ganz gleich, wie alt sie sind.

Der aufreibende innere Konflikt

Kinder, die noch mit im Haus der Eltern leben, bekommen oft vom Streit mehr mit, als Vater und Mutter meinen. Sie liegen im Bett und hören die beiden lauthals streiten. Am nächsten Morgen herrscht beim Frühstück eine eisige Atmosphäre, die Unsicherheit heraufbeschwört. Als Kind ist es schwer abzuschätzen, mit welchen Konsequenzen dieser Konflikt einhergeht. Ist es nur ein kurzer Streit oder steht vielleicht gar die Scheidung an? Jetzt gerät das Kind selbst in einen inneren Konflikt. Es stellt sich oft die Frage: Muss ich mich für einen der beiden entscheiden? Wer von beiden hat recht? Besonders schwierig wird die Situation, wenn der eine Elternteil den anderen abwertet. Der Nachwuchs liebt doch Vater und Mutter. Hilflosigkeit kommt auf und der Wunsch entwickelt sich, zwischen beiden Parteien zu vermitteln. Nicht selten haben die Kinder sogar Schuldgefühle, weil sie glauben, dass sie die Ursache für den Streit sind.

Streiten bedeutet nicht automatisch Scheidung

Kinder wachsen mit der Vorstellung auf, die Eltern wären Übermenschen. Sie sind in jungen Jahren ihre Vorbilder und es gibt niemand stärkeren als Papa und niemand schöneren als Mama. Mit der Pubertät ändert sich diese Einstellung oft, denn nun kommt es vielfach zu einer kleinen „Revolution“ gegen die Eltern. Dieser Prozess ist wichtig, um sich von ihnen abzugrenzen und irgendwann seinen eigenen Weg zu gehen. Das Abgrenzen bedeutet jedoch nicht, Vater und Mutter nicht mehr zu lieben. Und so tut es auch Teenagern in der Seele weh, wenn die Eltern streiten. Hierbei sollte bedacht werden, dass ein lauter Streit nicht zwingend eine Ehekrise einläutet. Am besten ist es daher, als Kind die Ruhe zu bewahren. Hier sind ein paar weitere Tipps zur Selbsthilfe für Kinder, dessen Eltern sich heftig streiten:

  • Nicht mit den Sorgen und Ă„ngsten alleine bleiben. Am besten die Situation abklären.
  • Das offene Gespräch mit den Eltern suchen. Es ist wichtig, ihnen mitzuteilen, wie sich der Streit fĂĽr einen selbst anfĂĽhlt.
  • Frei heraus die Eltern fragen, warum sie sich streiten. Denken sie an Scheidung? Immerhin betreffen die möglichen Konsequenzen des Streits nicht nur Vater und Mutter.

Extra-Tipp: Um die Eltern wegen des Streits anzusprechen, sollte auf den richtigen Moment gewartet werden. Während sie diskutieren, ist dies sicher nicht ratsam. Die Gemüter könnten zu erhitzt sein. Besser ist es, sie in einer ruhigen Minute am nächsten Morgen oder eine Stunde nach dem Streit anzusprechen.

Nicht Teil vom Streit werden

Ein Streit mit dem Ehepartner ist eine belastende Situation. Der Körper gerät in Anspannung und die Psyche leidet. Manchmal werden im Streit Worte gesagt und Aussagen getätigt, die stark beleidigend sind. Sie können das Selbstbewusstsein schmälern, traurig machen oder nahezu blinde Wut hervorrufen. Ganz gleich, wie die Emotionen der Beteiligten im Detail sind, stets gibt es ein Grundgefühl: Stress. Stress lässt die Menschen teilweise Dinge tun,die sie normalerweise verurteilen würden. So kann es leicht passieren, dass ein Elternteil seinen Ärger am Kind auslässt. Dies können Kleinigkeiten sein: Die Mutter kommt nicht zum Fußballturnier des Kindes, weil sie zu traurig ist. Der Vater redet nur noch das Nötigste, weil er nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. In schlimmeren Fällen sind die Eltern so gereizt und unkontrolliert, dass sie wegen der Ehestreitigkeiten ihre Kinder sogar schlagen oder sie häufiger anschreien. Unabhängig davon, wie die Reaktion von Vater und Mutter aussehen: Kinder dürfen ihren Eltern klar sagen, dass es nicht richtig ist, den Ärger an ihnen auszulassen. Sie sind nicht Teil des Streits. Manchmal scheinen dies die Eltern zu vergessen. Deswegen ist es wichtig, eindeutig zu formulieren: „Ich halte mich aus dem Streit heraus. Bitte zieht mich nicht mit hinein.“

Können Kinder ihren Eltern bei der Ehekrise helfen?

Ein Familienleben ist von verschiedenen Beziehungen geprägt. Umso mehr Familienmitglieder es gibt, umso mehr Beziehungen bestehen. In einem klassischen Vier-Personen-Haushalt mit Vater, Mutter und zwei Kindern gibt es: die Mutter-Kind-Beziehung, die Vater-Kind-Beziehung, die Beziehung zwischen den Geschwistern und eben die Beziehung zwischen Vater und Mutter. Kinder – unabhängig vom Alter – sollten akzeptieren, dass die Partnerschaft zwischen Mutter und Vater eine kleine Welt für sich ist. Deswegen ist es meist keine gute Idee, von außen in diese Partnerschaft einzugreifen. Kinder sind nicht davon zuständig, die Ehe am Laufen zu halten. Sie sind auch nicht schuld, wenn sich die Eltern trennen. Es sind Vater und Mutter, die entscheiden und beeinflussen, wie gut ihre Partnerschaft funktioniert.

Dennoch ist es möglich, dass ältere Kinder indirekt den Eltern bei einer Ehekrise helfen können. Indem sie artikulieren, dass die Situation belastend ist, können sie die Eltern auf die Ehekrise aufmerksam machen. Manch einer weiß vor lauter Alltag und Stress gar nicht, dass er in einer steckt. Teilweise kann es bereits eine Unterstützung sein, die Elternteile gemeinsam oder separat aus der festgefahrenen Situation herauszuholen. Nach einem Wochenende im herrlichen Schwarzwald bei Stuttgart kann die Welt schon ganz anders aussehen.

Die Freiheit schenken

Manchmal gibt es keinen Weg aus der Ehekrise. Bleibt das Ehepaar jetzt zusammen, verschlimmert sich die Situation für alle Beteiligten. Burnout, Depressionen, aggressives Verhalten und vieles mehr können nun die Folge sein. In einigen Fällen ist es daher besser, wenn die Eltern sich trennen. Nun haben sie wieder die Chance, glücklich zu werden. Davon profitieren letztlich alle. Einige Ehepaare verharren jedoch über Jahrzehnte hinweg in einer unglücklichen Partnerschaft, da sie die Kinder nicht enttäuschen möchten. Insbesondere erwachsene Kinder sollten daher ihren Eltern das Signal geben: „Für mich ist es okay, wenn ihr euch trennt.“ Solch ein Satz kann Mutter und Vater emotional entlasten. Einigen Ehepaaren wird so sogar erst deutlich, dass sie gar nicht wegen ihrer Kinder zusammenbleiben, sondern weil sie auf den anderen nicht verzichten möchten.

Obiges Konzept "Was mache ich als Kind" auch als Infografik. Klicke auf den Lnk oder auf das Bild für einen großen PDF Anblick, und der Möglichkeit die infografik zu drucken. Hier findest Du alle unsere Ehekrise meistern infografiken.

Infografik Ehekrise Der Eltern: Was Mache Ich Als Kind

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Photo by Caroline Hernandez on Unsplash

Publiziert am 
Feb 3, 2020
 in Kategorie:
Kinder

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