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er Alterungsprozess ergreift jeden von uns – Arm und Reich, Mann und Frau. Er geht mit zahllosen Veränderungen einher, die den Körper und die Psyche betreffen. Besonders kritisch werden die Wechseljahre beäugt. Wenn von ihnen die Sprache ist, sind meist die Frauen gemeint, die von ihrer fruchtbaren Phase im Leben in die unfruchtbare Phase wechseln. Doch auch Männer können in die Wechseljahre geraten. Dies wird umgangssprachlich auch als Midlife-Crisis oder zweiter Frühling bezeichnet.

Kurzum: Die Zeit zwischen dem 45. bis 60. Lebensjahr ist ein Zeitraum, der mit vielen Veränderungen einhergehen kann. Veränderungen wiederum können Angst machen und die Partnerschaft belasten.

Aus diesem Grund ist es gar nicht selten, dass eine Ehekrise in den Wechseljahren auftaucht.

Diese Krise kann sich als große Chance herausstellen, um gemeinsam jung zu bleiben, das Älterwerden erfolgreich zu meistern und neue, spannende Wege im Leben zu gehen. Wer die Ehekrise durch die Wechseljahre meistern wird, darf sich auf einen Lebensabend zu zweit freuen. Ist das nicht eine schöne Aussicht?

Die Ehe in den Wechseljahren: Unruhe bricht aus

An manchen Frauen und Männern ziehen die Wechseljahre einfach vorbei. Sie merken sie kaum. Doch es kann auch anders sein. Teilweise entsteht eine ungewohnte Unruhe, die mit Unsicherheit und Selbstzweifeln einhergeht. In manchen Fällen kommt es zudem zu emotionalen Überreaktionen, die den Partner erschrecken können. Sinnfragen, wie manche von uns sie in den Teenagerjahren hatten, kommen nun wieder auf:

  • Was ist der Sinn meines Daseins?
  • Gehe ich den richtigen Weg?
  • Habe ich im Leben nicht etwas verpasst?
  • Was möchte ich noch erleben und sehen?

Dieser seelische Umbruch verläuft parallel zu körperlichen Symptomen. Sie sind zwar selten Auslöser einer Ehekrise in den Wechseljahren, aber können diese verstärken, denn sie sorgen zusätzlich für Unzufriedenheit. Klassische körperliche Beschwerden sind:

  • Hitzewellen
  • Nervosität
  • Ess- und Schlafstörungen
  • Verdauungsprobleme
  • Gewichtszunahme
  • Erschöpfung
  • Leistungsabfall

Trotz des Voranschreitens der Emanzipation definieren sich insbesondere viele Frauen stark über ihr Äußeres. Wird die Haut schlaffer und das Gewicht höher, kann sich dies auf die allgemeine Zufriedenheit auswirken. Sie beeinflusst wiederum die Partnerschaft. Gleiches zählt für einen Leistungsverlust. Vor allem Personen, die privat oder beruflich viel Verantwortung getragen haben, fühlen sich plötzlich nutzlos. Sie können nicht mehr das Gleiche leisten wie zuvor, was ebenfalls am Selbstbewusstsein nagen kann.

Ehekrise wegen Wechseljahren: Streitthema Sex

Sex und die Lust aufeinander lassen nicht selten nach. Gerade das kann ein Auslöser für eine Ehekrise in den Wechseljahren sein. Der andere fühlt sich nun vernachlässigt und weniger attraktiv, was für Stress in der Partnerschaft sorgen kann. Ob die Lust auf körperliche, intensive Nähe tatsächlich nachlässt, hängt insbesondere davon ab, wie die Partner mit den Wechseljahren umgehen. Ähnlich wie bei einer Ehekrise mit kleinen Kindern begründet sich der Verlust an Lust in den Wechseljahren oft in einer Unsicherheit. Beide oder nur ein Partner fühlen sich nicht mehr Wohl im Körper. Sie können ihn und seine Veränderungen nicht akzeptieren, weswegen sich ein zerstörerisches Schamgefühl breitmacht. Die gute Nachricht ist jedoch: Den Partner stören die körperlichen Veränderungen in der Regel nicht. Sollten sie ein Störfaktor sein, stellt sich nun die Frage, ob ein Partner mit Fokus auf dem Optischen überhaupt der richtige Weggefährte ist.

Die Hormone können zur Unlust beitragen, aber sie sind dafür nicht alleinig verantwortlich.

Wichtiger ist der „Mindset“. Umso stärker sich ein Mensch über das Optische definiert, umso härter trifft ihn das Älterwerden. Das kann zu überraschenden Flucht- und Ausbruchstendenzen führen, die eine Ehekrise in den Wechseljahren bewirken können. Wie lässt sich dem entgegensteuern? Beide Partner können dafür etwas tun. Der, der sich immer unwohler in seiner Haut fühlt, sollte lernen, sich neu zu definieren. Dies geht nicht über Nacht, sondern das bedarf viel mentaler Arbeit. Von Meditation über neue Hobbys bis hin zu einer bewussten Akzeptanz der auftretenden „körperlichen Macken“ muss ein ganzheitlicher Prozess einer mentalen Umorientierung erfolgen. Am besten wäre es, wenn dieser schon vor den Wechseljahren beginnt. Der Partner wiederum sollte seinem leidenden Weggefährten stets das Gefühl geben, attraktiv zu sein. Orangenhaut, Speckröllchen, Falten? All das ist nicht wichtig für die Attraktivität. Wichtiger ist, im Kopf jung zu bleiben und sich selbst zu akzeptieren. Selbstbewusstsein ist sexy.

Tipps zum Meistern einer Ehekrise wegen der Wechseljahre

Die Wechseljahre müssen kein Grund für eine gefährliche Ehekrise sein. Besser ist es, sie als Chance zu nutzen, gemeinsam in einen neuen Lebensabschnitt zu gleiten. Das bedarf von beiden Seiten Offenheit, Akzeptanz und Verständnis. Hier sind ein paar allgemeingültige Tipps, mit denen sich eine Ehekrise in den Wechseljahren meistern oder gar verhindern lässt:

  1. Wissen ist Macht: Das Ehepaar sollte sich Gedanken über die Wechseljahre machen und dazu eine gesunde Grundeinstellung entwickeln. Wer weiß, was passieren wird, hat vor den Veränderungen weniger Furcht.
  2. Offenheit: Die Wechseljahre können einen Menschen ganz unterschiedlich belasten. Daher ist es wichtig, dem Partner die individuellen Beschwerden und Sorgen mitzuteilen.
  3. Gewünschte Reaktion: Oft weiß der Partner nicht, wie er mit den Problemen des anderen umgehen soll. Deswegen sollte der eine dem anderen mitteilen, welche Reaktionen er/sie sich wünscht.
  4. Unterstützung: Der eine sollte dem anderen konkret sagen, wie eine gute Unterstützung auszusehen hat.
  5. Toleranz: Manchmal reißt der Geduldsfaden. Dann heißt es: Ruhe bewahren, sich kurz zurückziehen und mit einem klaren Kopf erneut das Gespräch suchen.
  6. Ausblick: Das Paar unterhält sich darüber, wie das künftige Leben aussehen soll. Bleibt alles beim Alten? Hat sich die Sicht aufs Leben verändert?

Die Wechseljahren können eine Zeit des Umbruchs sein. Wenn das Paar offen darüber spricht und sich über die Veränderungen sowie Wünsche austauscht, kann die Zeit viel Gutes bringen.

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Photo by 🇸🇮 Janko Ferlič on Unsplash

Publiziert am 
Aug 19, 2020
 in Kategorie:
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