nitas und Roberts Hochzeit liegt zwei Jahre zurück. Es war ein rauschendes Fest und die Krönung ihrer Liebe. Doch leider fühlt sich Robert zunehmend unwohler in der Beziehung. Er hat das Gefühl, Anita würde ihn einengen. Zwar verbringt der junge Rechtsanwalt gern Zeit mit seiner Frau, aber ihm mangelt es an Privatsphäre und damit Zeit für sich allein. Bisher hat er mit Anita noch nicht das Gespräch darüber gesucht. Er weiß nicht, ob er im Recht ist. Seine Frau argumentiert immer: „Wir sind verheiratet. Wir machen alles zusammen. Es gibt keine Geheimnisse.“ Doch bedeutet das auch, keinen Moment mehr wirklich allein zu sein? Wieso klammern manche Menschen und was lässt sich dagegen tun? Wie lässt sich eine daraus resultierende Ehekrise meistern?
Wie sich das Einengen in der Ehe zeigt
Zu Beginn einer Beziehung kann ein Paar nicht eng genug beieinander sein. Jede freie Minute gehört dem neuen Lebensmittelpunkt. Das Interesse am anderen ist groß und so auch das Verlangen nach körperlicher Nähe. Diese Phase der Verliebtheit ist typisch für viele Partnerschaften. Beziehungen durchlaufen allerdings unterschiedliche Phasen und normalerweise schleicht sich irgendwann der Alltag ein. Das ist normal und nicht weiter bedrohlich, wenn beide Partner damit umgehen können.
Handelt es sich um zwei eigenständige Personen in einer Partnerschaft, hat jeder sein Tun, seine Freunde, seine Verpflichtungen und seine Interessen.
Schön ist es, wenn das Paar einige davon teilen kann, aber bei allen Aktivitäten ist dies oft nicht möglich – oder wünschenswert.
Ein Beispiel: Robert spielt seit fünf Jahren mit seinen Kollegen aus der Kanzlei Squash mit festen Teams. Anita kann er nicht mitnehmen, da es ein wöchentliches Firmenevent ist. Sie würde sich auch nicht wohlfühlen, da sie den Sport nicht mag und mit den firmeninternen Dingen nicht vertraut ist. Gefallen tut das Anita nicht, weswegen sie mit spitzfindigen Bemerkungen Robert dazu bringen möchte, diese Termine künftig abzusagen.
Einengen in der Partnerschaft kann ganz unterschiedlich aussehen und wird von dem Betreffenden unterschiedlich wahrgenommen. Je nachdem wie groß das individuelle Bestreben nach Unabhängigkeit und Freiheit ist, fällt das Gefühl des eingeengt seins aus. Es ist ein subjektives Empfinden. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten: Ein Einengen bedeutet immer, dass der eine den Freiraum des anderen stark einschränkt oder einschränken möchte. Das kann durch Handlungen, Bemerkungen und pure Präsenz geschehen. Einige Partner drücken ihr Anspruchsverhalten mit aggressiver Dominanz aus. Manchmal umfasst es sogar die Kontrolle seines Telefons oder Aktivitäten im Internet. Andere engen ihren Partner subtiler ein, indem sie ihm ein schlechtes Gewissen machen, wenn er Zeit mit anderen verbringt oder für sich haben möchte.
Übrigens: Einengung muss sich nicht nur auf die gemeinsame Zeit beschränken. Ein Partner kann sich auch eingeengt fühlen, weil der andere alle seine Entscheidungen bewertet und kommentiert oder er sich für seine finanziellen Ausgaben rechtfertigen muss. Ruft Robert seine Mutter nur noch selten und heimlich an, weil Anita sie nicht mag, ist das ebenfalls eine Form der Einengung.
Wieso engt der eine den anderen in der Ehe so stark ein?
Hinter dem Einengen stehen komplexe Gefühle, denen sich der klammernde Partner oft gar nicht selbst bewusst ist. Es ist jedoch wichtig, genau diese zu isolieren, denn ansonsten wird es schwer, einen gemeinsamen Weg ohne Einengung zu finden. Mögliche Ursachen für das Einengen sind:
- Der Partner ist ein sehr eifersüchtiger Mensch mit starken Besitzansprüchen. Das liegt oft an einem geringen Selbstwertgefühl oder einem falschen Verständnis von Partnerschaft. Was für eine Ehe führen die Schwiegereltern?
- Der Partner fühlt sich emotional abhängig. Sein Selbstvertrauen ist gering und deswegen hat er solch eine große Angst, verlassen zu werden. Daher tut er alles für seinen Liebsten und übernimmt stets die Verantwortung, um seine Zuneigung nicht zu verlieren. Zusätzlich konzentriert er sich ganz und gar auf das Leben seines Partners und stellt eigene Aktivitäten hinten an.
- Der Partner fühlt sich allein verloren. Beim anderen sucht er Schutz.
- Der Partner hat selber kein eigenes Leben oder soziale Kontakte.
Dies sind einige typische Ursachen für ein starkes Klammern. Was der Grund bei deinem Partner ist, kannst du nur durch intensive Gespräche herausfinden.
Wichtig hierbei ist zu erörtern, ob dahinter ein grundsätzliches Problem steckt oder sich die äußeren Umstände geändert haben.
Ein Beispiel: Ein Einengen des anderen geschieht oft bei Eintritt in den Ruhestand. Jetzt hat der Rentner auf einmal viel mehr Zeit als vorher und sucht somit mehr Kontakt zum anderen – aus Mangel an Beschäftigung. Ähnliche Situationen können sich aufgrund von plötzlicher Arbeitslosigkeit ergeben.
Was kannst du gegen das Einengen tun?
Deine Möglichkeiten sind begrenzt. Du kannst nur dein Verhalten ändern und hoffen, so eine Verhaltensänderung beim Gegenüber zu bewirken. Der erste Schritt ist immer ein Gespräch mit deinem Partner. Mache klar, wie du dich fühlst – ohne Vorwürfe. Betone in der Unterhaltung, dass du deinen Partner liebst, aber hin und wieder Freiraum für dich brauchst. Du hast kein romantisches Interesse an einer anderen Person oder möchtest die Trennung.
Da sich das Einengen oft in einem mangelnden Selbstbewusstsein des anderen begründet, hilft es, Wertschätzung zu zeigen. Kleine Geschenke, nette Worte und ein liebevoller Umgang geben deinem Partner Sicherheit. Parallel hierzu solltest du mit deinem Partner Zeit zu zweit planen. Auch das gibt Sicherheit und stärkt die Partnerschaft.
Oft ist dem anderen gar nicht bewusst, dass er den Freiraum des anderen stark einschränkt. Im besten Fall reagiert der Partner darauf dann mit Verständnis.
Es kann aber auch sein, dass er zuerst einschnappt. Gib ihm ein bisschen Zeit, das Gesagte zu verdauen. Bleib aber weiterhin am Ball und zeige, wie sehr du deinen Partner liebst.
Einige Menschen engen ihren Partner bewusst und mit aller Macht ein. Ihr Verlangen nach Kontrolle dominiert alles. Was ist jetzt zu tun? Solch ein Verhalten lässt sich nur schwer ablegen. Nicht selten geht es sogar mit starker psychischer oder physischer Gewalt einher. Spätestens dann solltest du die Reißleine ziehen. Eine Trennung von einem toxischen Partner ist in der Regel unausweichlich.
Gedankenanstoß: Engt dich dein Partner wirklich ein?
Wir sind im Artikel bisher davon ausgegangen, dass dich dein Partner einengt, aber du die Partnerschaft aufrechterhalten möchtest. Doch was ist, wenn du nur das Gefühl der Einengung hast, weil du dich emotional eigentlich schon getrennt hast? Das passiert gar nicht so selten. Du möchtest mit deinem Partner nicht mehr so viel Zeit verbringen, weil du lieber mit anderen zusammen bist oder allein Zeit verbringst. Deine Liebe ist verblasst und du überspielst mit dem Gefühl der Einengung nur deine Trennungsgedanken.
Überlege daher genau, was du möchtest und inwiefern dein Partner dich einengt. Wann kam das Gefühl zum ersten Mal auf?
Ein weiterer Aspekt betrifft den persönlichen Freiheitswunsch. Ist das Verlangen deines Partners, mit dir mehr Zeit zu verbringen, tatsächlich so unangebracht? Vielleicht habt ihr beide grundsätzlich unterschiedliche Vorstellungen von Nähe in der Partnerschaft. Es gibt Menschen, die sich keine enge Partnerschaft wünschen. Sie möchten den anderen – trotz Ehe – nicht jeden Tag sehen und fahren allein in den Urlaub. Wenn du zu diesen Personen gehörst, dann geh gedanklich noch einen Schritt weiter. Ist das mein ehrliches Freiheitsempfinden? Oder habe ich es mir nur angeeignet, weil dahinter Angst vor der Nähe und einem Versagen in der Partnerschaft steckt?
Mach dir in Ruhe und ohne Stress Gedanken über das Thema „die Ehe eng mich ein“, um eine individuelle Lösung zu finden. Du kannst dich auch gerne für einen objektiven Gedankenaustausch an einen unserer Life-Coaches wenden. (Über die Chat-Funktion.)
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