as ist eine Ehe eigentlich? Schauen wir uns hierfür zwei Definitionen an. So sagt die Ehe Definition nach dem Duden: „Ehe ist eine gesetzlich [und kirchlich] anerkannte Lebensgemeinschaft zweier Personen.“ Das klingt wenig romantisch. Blicken wir auf die Ehe Definition nach BGB § 1353 Eheliche Lebensgemeinschaft: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen. Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet; sie tragen füreinander Verantwortung.“ Das hört sich ebenfalls nicht sehr liebevoll an, aber immerhin erhält diese Definition zur Ehe bereits das Wort „Verantwortung“. Doch die Ehe nur auf die Verantwortung füreinander zu reduzieren, ist unzureichend.
Unsere Erwartungen an die Ehe sind weitaus höher. Wir wollen geliebt werden und Liebe schenken. Wir möchten uns verstanden, aufgehoben und umsorgt fühlen. Unser Ehepartner soll unser bester Freund und Liebhaber sein. Steuervorteile sind nur ein hilfreicher Zusatz. Doch was passiert, wen plötzlich oder schleichend Zweifel an der Ehe nagen? Ist dann gleich alles aus? Sind wir inmitten einer Ehekrise oder steuern wir darauf zu?
Ehe für Anfänger und Dummies: der Himmel hängt nicht immer voller Geigen
Einem jeden sollten bewusst sein, dass die Partnerschaft unterschiedliche Phasen durchmacht, zwischen denen sogar hin- und hergesprungen werden kann. So folgt auf die erste Phase des Verliebtseins eine kleine Ernüchterung. Der betörende Liebeszauber mit all seiner mächtigen Kraft ist vorbei. Das Herzrasen wird durch Auseinandersetzungen mit dem Partner ersetzt. Gerade in dieser Phase, die oft nach einem Jahr Beziehung eintritt, kommt es gelegentlich zur Trennung. Fehlt nämlich das Verliebtsein, sehen wir die Macken des anderen plötzlich ganz deutlich. Kommen wir mit ihnen nicht zurecht, packen wir lieber die Sachen. Das kann richtig sein, oder aber eine vorschnelle Reaktion.
Es ist ein alter Irrglaube, dass ein Paar bis in die Ewigkeit vor Liebesglück wie ein Honigkuchenpferd strahlt. Leider flüstert keiner den beiden ins Ohr: „Keine Angst. Nur das erste Verliebtsein ist vorbei. Ihr dürft nun den nächsten Abschnitt antreten und seid auf dem richtigen Pfad. Eine erfüllte Liebesbeziehung bedeutet nicht, dass der Himmel immer voller Geigen hängt.”
Ist das Paar anfangs noch miteinander verschmolzen, folgt jetzt die Rückbesinnung auf das Selbst. Das ist nichts Schlechtes, sofern dies nicht in Missachtung oder blinden Egoismus endet. Jede Beziehungsphase legt uns Aufgaben und Anforderungen auf. Du und dein Partner müssen nach der ersten Verliebtheit eure Partnerschaft zusammen weiterentwickeln. Nur so lässt sich eine erfüllte Liebesbeziehung entwickeln, die auch Schicksalsschlägen standhält.
Kleine Zweifel an der Ehe, die gerade zu Beginn auftreten, können daher durchaus normal sein. Sie gehören zum Prozess, zusammen „erwachsen zu werden“.
Bei Zweifeln an der Ehe arbeiten
Du musst die Ehe pflegen – dein Partner natürlich auch. Dies ist besonders wichtig, wenn du irgendwelche Zweifel an ihr hast. Hinterfrage dich genau, worin sich die Zweifel begründen. Ist es das Konzept Ehe an sich oder ist es tatsächlich der Partner. Sind es größere Zweifel an ihm oder ihr? Oder bist du eigentlich mit dir selbst unzufrieden?
Häufig entstehen Zweifel an der Ehe aus einer eigenen Unzufriedenheit heraus, für die der Partner gar nichts kann.
Ein Beispiel: Erich hat mit 25 Jahren seine Karla nach drei Jahren Beziehung geheiratet. Ein halbes Jahr Ehe ist vorbei und es hat sich an den äußeren Umständen viel geändert. Karla hat einen eigenen Onlineshop eröffnet, der hohe Gewinne abwirft. Ein Glücksgriff. Dennoch hat sie viel Zeit für Erich, mit dem sie auch viel unternimmt.
Erich hingegen hat noch immer keine neue Anstellung als Bankkaufmann gefunden und sitzt viel vor dem Fernseher. Mit der Zeit schleichen sich bei ihm deshalb Minderwertigkeitsgefühle ein. Sie werden durch Neckereien seiner Freunde verstärkt: „Deine Frau ernährt dich. Das ist gelebte Emanzipation.“ Schlafprobleme stellen sich bei Erich ein. Wenn er nachts wach im Bett liegt, denkt er: „Wenn ich Karla nicht so früh geheiratet hätte, könnte ich jetzt meine Karriere ganz anders verfolgen. Ich müsste mich bei der Stellensuche nicht auf unseren Wohnort beschränken, sondern könnte in der ganzen Bundesrepublik suchen. Vielleicht würde ich sogar eine Auszeit nehmen und ein Jahr irgendwo im Süden kellnern.“
Karla erzählt er von diesen zerstörerischen Gedanken nichts, die jedoch Zweifel an der Ehe aufkommen lassen. Sie wirken sich unmittelbar auf die Beziehung aus.
Um produktiv mit Zweifeln umzugehen, ist ein Hinterfragen somit unerlässlich. Würde Erich mit Karla offen reden und seine Gedanken hinterfragen, könnte es zwei produktive Lösungen geben: 1. Erich zweifelt gar nicht an der Ehe an sich, sondern hadert mit seiner Arbeitslosigkeit. 2. Erich könnte mit Karla besprechen, inwiefern für sie ein Umzug okay wäre. Da sie einen Onlinehandel betreibt, wäre ein Umzug in eine andere Stadt oder ein anderes Land sogar realisierbar. Diese Ehekrise wäre daher leicht zu meistern.
Zweifel als gelegentliches Bilanzieren nutzen
In jedem wichtigen Lebensbereich ist es hilfreich, hin und wieder die Bilanz zu ziehen. Viele tun dies am Ende eines Jahres, aber darauf muss niemand warten. Besser ist es, bei Unzufriedenheit oder Zweifeln zu bilanzieren. Genau das kann eine positive und stabilisierende Wirkung auf die Liebe, den Job, die Familie etc. haben. Und wie soll das gehen?
Nimm dir einen ruhigen Moment und achte darauf, dass dich niemand stören kann. Dann reflektiere die Beziehung zu deinem Partner und überlege dir, was derzeit gut oder schlecht läuft. Auf diese Weise übernimmst du Verantwortung für die Beziehung. Im nächsten Schritt teilst du deinem Partner mit, wo es Unstimmigkeiten gibt. Tust du dies in regelmäßigen Abständen, wirst du dir deiner Wünsche und den Wünschen deines Partners bewusster. Du verstehst somit besser, warum du dich für ihn entschieden hast. Wenn du dich zu ihm bekennst, stärkt das eure Partnerschaft.
Grundsätzliche Zweifel an der Ehe als Lebenskonzept
Einige Menschen zweifeln am Konzept der Ehe. Sie sehen darin ein überholtes Modell, zwei Menschen aneinanderzuketten. Wer ihnen die Frage stellt „Ehe: ja oder nein?“ erhält ein Nein. Ohne Trauschein würden sie jedoch mit dem Partner zusammenbleiben. Es ist demnach eine reine Einstellungssache.
Welche Bedeutung gibst du der Ehe? Wichtig erscheint, dass du und dein Partner euch auf eine Beziehungsform einigen könnt.
Kritiker an der Ehe betonen, dass viele nur heiraten, weil sie Steuervorteile ausnutzen wollen. Ansonsten hätte die Ehe mehr Nachteile als Vorteile. Doch das wäre zu einfach. Die Ehe ist ein Bekenntnis zu einer anderen Person vor dem Staat und der Gesellschaft. Sie macht organisatorisch einiges einfacher und fördert den Zusammenhalt. So zeigt sich, dass Menschen mehr an ihrer Partnerschaft zweifeln, wenn es keinen Trauschein gibt. Klar, denn dann ist es einfacher, sich zu trennen.
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