er Schock ist groß: Auf einmal sieht sich der 30-jährige Architekt Mark mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Er fühlt sich wie benebelt, als er die Nachricht erhält. Rasch schiebt er den Gedanken weg: „Es wird schon alles gut werden. Dann nutze ich eben die Zeit bis zum neuen Job für den Ausbau unseres Gartens.“ Anfangs lässt sich seine Frau Christine davon besänftigen. Sie arbeitet halbtags und kann die beiden eine kurze Weile finanziell über Wasser halten. Außerdem ist es schön, Zuhause mehr Zeit mit dem Ehemann verbringen zu können. Es fühlt sich fast an wie Ferien. Aber das Glück ist von kurzer Dauer. Als die Arbeitslosigkeit wirklich spürbar wird, ist alles anders, als gedacht. Mark fehlt bereits nach drei Wochen die Motivation, weiter im Garten zu arbeiten. Er liegt nur noch auf dem Sofa und schaut Fernsehen. Seine Anstrengungen, einen neuen Job zu suchen, sind ebenfalls minimal. Mark fühlt sich minderwertig und ist gerade dabei, in eine depressive Verstimmung zu schlittern.
Arbeitslosigkeit: Der Partner leidet mit
Christine hat an ihrem Mark nicht nur seine Arbeitskraft geschätzt. Er ist für sie der Mann ihrer Träume und das aufgrund vielfältigster Eigenschaften. Jetzt scheint davon temporär wenig übrig geblieben zu sein. Sie liebt ihn trotzdem. Allerdings wirkt sich die Arbeitslosigkeit auch auf sie aus, denn diese ist in der Partnerschaft keine Einbahnstraße:
- Sorgen ums Geld: Können wir das Haus weiterhin abbezahlen? Wann geht uns das Geld für Lebensmittel aus? Können wir einen Kredit nehmen? Hat mein Partner die gleichen Existenzängste?
- Frust wegen neuer Verantwortung: Während der eine mit seiner Arbeitslosigkeit kämpft, ringt der andere mit seiner neuen, alleinigen Verantwortung. Die finanzielle Last liegt nun auf einer Schulter. Hilft der arbeitslose Partner nicht im Haushalt, entsteht zunehmend mehr Frust.
- Brodelnde Wut: Oft brodelt es in dem Partner, der nicht arbeitslos ist. Um zu verhindern, dass die Streitgespräche eskalieren, wird die Wut häufig hinuntergeschluckt.
- Hilflosigkeit: Der arbeitslose Partner fühlt sich depressiv und niedergeschlagen. Gespräche sind kaum noch möglich, weshalb die Verzweiflung des anderen zunimmt: Wie kann ich meinem Partner helfen?
- Entbehrungen und Scham: Paare schämen sich oft für die Arbeitslosigkeit in Verbindung mit einem deutlichen Mangel an Finanzen. Das Gefühl wird umso schlimmer, wenn sie Entbehrungen wie die Kündigung der Beiträge im Fitnessclub oder ihre neue Vorliebe für die Lebensmittel vom Aldi anderen erklären müssen. Besonders tragisch wird es fürs Seelenleben, sofern Wertgegenstände zum Pfandleiher gebracht werden, um über die Runden zu kommen.
- Nur noch Negatives: Gemeinsame schöne Erlebnisse gibt es jetzt kaum noch. Dies liegt nicht nur am fehlenden Geld. Oft sind beide Partner aufgrund der belastenden Arbeitslosigkeit gar nicht dazu in der Lage, den Kopf dafür frei zu haben.
- Libido leidet: Ist die Grundsituation schlecht, wirkt sich dies in der Regel aufs Sexleben aus. Sogar kleine Zärtlichkeiten bleiben aus.
- Gefühl des Gefangenseins: Beide Partner fühlen sich in der Situation gefangen. Gelegentlich kommen Gedanken auf, dass eine Trennung alles vereinfachen könnte.
Ehekrise wegen Arbeitslosigkeit: und jetzt?
Die Gefühle, die im Zuge der Arbeitslosigkeit hochkommen, können stark sein. Es ist aber wichtig, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Das ist einfacher als gesagt, kann allerdings gelingen. Beide Partner sollten sich ein wenig Zeit geben, um die Gedanken und Ängste zu sortieren. Im Anschluss kann gemeinsam daran gearbeitet werden, welche neuen Optionen sich auftun. Bestehen finanzielle Sorgen, sollte möglichst frühzeitig darüber gesprochen werden. So lässt sich oft eine Lösung finden, die mit wenigen Einschränkungen oder Umstellungen einhergeht.
Arbeitslosigkeit ist mehr als nur ein verlorenes Einkommen
In unserer Gesellschaft messen wir uns oft an unserer Arbeitskraft und vergessen ganz, dass wir mehr als dies sind. Insbesondere Männer trifft es hart, da sie vielfach im Kopf verankert haben, sie müssten der „Ernährer“ sein. Eine Arbeitslosigkeit wird dann mit Versagen gleichgesetzt. Ein Karussell negativer Gedanken entsteht, die zu schwersten Depressionen und Lethargie führen können.
Umso entscheidender ist es, dass der eine Ehepartner den arbeitslosen Partner emotional entlastet.
Es ist wichtig, diesem zu verdeutlichen, dass Arbeitskraft nicht alles im Leben ist. Jede Person zeichnet sich durch mehr aus. Häufig mag dies der arbeitslose Partner nicht glauben. Er zweifelt an sich. Umso wichtiger ist es, ihn zu unterstützen und Verständnis zu zeigen. Das kann sehr hart und kräftezehrend sein, aber Vorwürfe erweisen sich als kontraproduktiv. Sie sorgen dafür, dass der andere sich zunehmend zurückzieht
Ehekrise wegen Arbeitslosigkeit meistern: konkrete Tipps
Um raus aus der Ehekrise wegen Arbeitslosigkeit zu kommen, braucht es Geduld. Hier sind einige Tipps, um dem arbeitslosen Partner und damit auch der Ehe zu helfen:
- Suchen Sie immer wieder das Gespräch.
- Geben Sie Ihren Partner nicht auf, indem Sie sich selbst in negativen Gedankenwelten verstricken.
- Animieren Sie Ihren Partner dazu, gemeinsam aktiv zu bleiben. Machen Sie Spaziergänge, spielen Sie Tennis oder drehen Sie jeden Morgen Joggingrunden.
- Vernachlässigen Sie nicht komplett Ihr eigenes Leben. Damit ist niemandem geholfen.
- Bieten Sie Unterstützung bei der Jobsuche an, aber seien Sie nicht zu aufdringlich.
- Motivieren Sie Ihren Partner den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt dafür!
- Bitten Sie Ihren Partner um Mithilfe im Haushalt und setzen Sie diese Bitte durch. Ihr Partner wird sich wesentlich besser fühlen, wenn er etwas Sinnvolles für Sie tut. Es hebt sein eigenes Selbstwertgefühl, auch wenn er Sie vielleicht zuerst nur anknurrt. ;-)
- Bringen Sie Ihrem Partner gegenüber Wertschätzung, um sein Selbstbewusstsein zu stärken.
- Verteidigen Sie Ihren Partner vor Dritten, wenn diese über seine Arbeitslosigkeit lästern.
Je nach den Ausgangsbedingungen kann sich die Arbeitslosigkeit über einen langen Zeitraum hinwegziehen. Manchmal ist ein Umdenken gefragt. Vielleicht wäre eine Umschulung angebracht oder der mutige Sprung in die Selbständigkeit. In der Arbeitslosigkeit kann auch eine Chance stecken. Es ist für das Paar wichtig, sich gerade dies zu verinnerlichen. Mit einer positiven Einstellung gelingen Dinge besser.
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