Ehekrise bei Freunden: Was kann ich tun?

ine Ehekrise bei Freunden zu beobachten, begibt dich in eine schwierige Position. Du möchtest gern helfen und Tipps geben. Doch auf der anderen Seite hast du das Gefühl, dass ein Einmischen genau das Falsche sein kann. Nicht selten zerbrechen Freundschaften letztlich exakt daran. Ist die Ehekrise überwunden, besteht oft ein gestörtes Verhältnis zwischen dem Ehepaar und den Freunden. Sie kennen Geheimnisse des Paares oder haben eine klare Position zu einem der Ehepartner bezogen. Das kann die Freundschaft so stark schädigen, dass sie letztlich beendet wird. Was ist also zu tun, wenn eine Ehekrise bei Freunden besteht? Ein Beispiel zeigt, was möglich ist.

Wenn das Abendessen mit Freunden zur Spannungsprobe wird

Christian und Janine sind bereits seit mehr als 15 Jahren ein Paar und kennen fast genauso lange das Paar Claudia und Matthias. Leider sehen sie sich nicht so häufig, da alle beruflich stark eingeschränkt sind. Zudem leben Christian und Janine in Hamburg und Claudia und Matthias in Frankfurt am Main. Dennoch versuchen sie sich hin und wieder zutreffen. Zumeist fahren Christian und Janine zum befreundeten Paar, um auch gleich ihre eigenen Eltern zu besuchen, die ebenfalls in Frankfurt am Main leben. Kürzlich fand wieder so ein Treffen statt. Alle gingen gemeinsam zum Stammitaliener bei Claudia und Matthias um die Ecke. Es schien anfangs so, als würden sich alle darauf freuen, aber das blieb nicht so.

Matthias nörgelte ständig an seiner Frau herum. Es waren nur Kleinigkeiten, aber sie brachten die gemeinsamen Freunde in eine unangenehme Position.

Sie wussten zwar, dass die beiden einmal eine Ehekrise wegen Matthias kurzer Affäre und Claudias Fehlgeburt hatten, aber sie dachten, diese sei überwunden.

Das befreundete Paar beobachtete, wie Matthias keine Gelegenheit ausließ, Claudia kleinzumachen. Berührt hat er sie auch nie. Stattdessen war es Claudia, die immer wieder auf ihren Mann zuging. Sie war zuckersüß zu ihm, reichte ihm das Brot und überspielte die Situation charmant. Während er stets das Wort „ich“ benutzte, formulierte sie Sätze mit einem verbindenden „wir“. Als der Abend vorbei war, fuhren Christian und Janine verstört nach Hause. Hätten sie das Thema Eheproblem ansprechen sollen?

Was war am Abend geschehen?

Für Christian und Janine war die Situation sehr unangenehm. Wer möchte schon eine schlechte Stimmung bei Freunden mitkriegen? Leider zeigte das Verhalten von Claudia und Matthias, dass es sich um einen größeren Konflikt handelt – eine Ehekrise. Matthias beschönigte nichts. Er zeigte, wie schlecht das Verhältnis zwischen ihm und seiner Frau ist. Vielleicht wollte er dies sogar Christian und Janine offenbaren. Bei Claudia war dies anders. Sie wollte die Fassade aufrechterhalten und gute Miene zum bösen Spiel machen. Dafür ertrug sie die Kränkungen und Sticheleien.

Gerade die unterschiedliche Herangehensweise von Claudia und Matthias setzte Christian und Janine noch mehr unter Druck. Claudia signalisierte ihren Freunden: „Bitte guckt darüber hinweg, es ist mir peinlich.“ Matthias drückte aus: „Guck mal, wie schlecht meine Frau ist. Ich verstecke dies nicht vor euch.“

Worin liegt der Grund für diese Ehekrise?

Christian und Janine haben geglaubt, ihre Freunde hätten die Ehekrise wegen der Affäre und der Fehlgeburt überwunden. Doch das scheint nicht zu stimmen. Nur weil ein Paar zusammenbleibt, heißt es nicht, alles wäre gut. Oft bleiben die Verletzungen und verheilen nicht. So scheint es auch bei Matthias und Claudia zu sein. Sie haben sich voneinander entfernt. Jeder ist auf seine eigene Art unzufrieden. Kurzum: Sie konnten ihre Ehekrise nicht meistern. Stattdessen hat sich das Schlechte verfestigt und unterschwellige Konflikte, dessen Ursache nicht mehr klar zu erkennen ist, tauchen auf. Beide haben resigniert. Matthias verharrt ist seiner Unzufriedenheit und drückt sie mit Provokation aus. Claudia will tapfer sein, aber im Inneren ist sie sehr traurig.

Was hätten die Freunde tun können?

An dem genannten Abend hätten die Freunde nicht viel tun können. Claudia hat klar gezeigt, sie möchte darüber nicht reden. Es wäre unfair gewesen, das Thema Eheprobleme anzuschneiden. Zudem gibt es keine einfache Lösung für ihre komplexe Ehekrise. Ein offenes Gespräch beim Lieblingsitaliener hätte Claudia sicher sehr aufgewühlt, was die Basis für eine Szene gewesen wäre. Sie selbst wehrt sich gegen den Gedanken, dass es schlecht um ihre Ehe steht.

Um künftige Abende im Vorhinein zu entkrampfen, kann eine Aussage wie „Bitte, zieht mich nicht in eure Schwierigkeiten mit hinein. Ich halte mich da raus“ hilfreich sein. Sind es sehr gute Freunde, können auch Einzelgespräche etwas bringen.

Wichtig ist jedoch dabei, nie bevormundend oder besserwisserisch vorzugehen.

Ein Satz wie „Lass dir das von deinem Mann nicht gefallen“ zu Claudia oder „Sei nicht so gemein zu deiner Frau“ zu Matthias, kann sich als kontraproduktiv erweisen. Besser als Anschuldigungen sind Fragen wie „Was lässt dich mit Claudia so sprechen?“ oder „Ist dir etwas an Matthias Verhalten dir gegenüber aufgefallen?“. Stets ist große Vorsicht geboten, denn ein Eingreifen in die Ehekrise kann mehr Schaden als Nutzen bringen.

Hintergrundwissen: Ein Mensch, der wie Matthias überkritisch und verletzend gegenüber einer anderen Person ist, drückt durch seine beißende Kritik eigentlich Schuldgefühle aus, die er vor sich selbst zu rechtfertigen versucht. Er hat kleine oder große Dinge getan, die seiner Beziehung geschadet haben, ohne dass die andere Person davon weiß. Dies führt zu einer kritischen Haltung und einem Versuch, sich selbst ins Recht und die andere Person ins Unrecht zu setzen. Wenn Du dies bei deinem befreundeten Ehepaar beobachtest, dann erkenne, dass der überkritische Partner etwas (oder vieles) zu verbergen hat, von dem er weiß, dass dies seinen Partner verletzen würde. Dies einzugestehen ist nicht einfach und deshalb sein Versuch, die „Schuld“ auf sein Gegenüber abzuwälzen. Eine behutsame Vorgehensweise vonseiten der Freunde oder einem versierten Therapeuten, der ihm hilft, alle Verstöße ohne Strafpredigt auf den Tisch zu legen, wäre die ideale Lösung.

Die Erfahrung zeigt: Eine kritische Einstellung dem Partner gegenüber schwindet wie von Zauberhand und ein neues Gefühl der Verbundenheit hält Einzug, sobald man reinen Tisch gemacht hat. 

Wer mehr darüber wissen möchte, kann mit uns chatten oder eine E-Mail senden.

Was tue ich, wenn die Beziehung meiner Freunde sehr mies ist?

Manche Eheprobleme lassen sich aus dem Weg räumen. Manche sind jedoch sehr schwierig. Besonders schlimm ist für Freunde, wenn der eine Partner unter dem anderen leidet. Vielleicht besteht tatsächlich eine toxische Beziehung, aber dennoch ist ein Eingreifen nicht leicht. Warum? Eine Ehe, in der der eine vom anderen regelrecht „vergiftet“ wird, ist für den leidenden Partner oft wie eine Sucht. Sätze wie „Glaub mir, deine Beziehung ist nicht gut für dich“ erzielen nicht das Gewünschte. Es wäre sogar anmaßend so etwas zu äußern, denn damit wird dem Empfänger der Nachricht die Entscheidungsfreiheit und das Entscheidungsvermögen abgesprochen.

Viele, die unglücklich in einer Ehe verharren, tun dies aus Angst. Sie haben Angst vor der Zukunft, Angst vor finanziellen Nöten, Angst vor dem Alleinsein etc.

Diese Angst muss die Person überwinden, um sich tatsächlich zu trennen. Ähnlich wie bei einer Drogensucht muss die leidende Person freiwillig den Schritt in Richtung Trennung gehen. Freunde können deswegen nur eines tun: Stets da sein und Ohren sowie Türen offenhalten. Kommt es zur Trennung, sind Sätze wie „Ich hab es immer gewusst“ frech und überflüssig. Entscheidend ist dann, Hilfestellung zu bieten, ein neues Leben aufzubauen.

Ehekrise bei Freunden: Ein „Wie geht’s?“ schadet nie

Wenn du das Gefühl hast, dein Freund leidet in der Partnerschaft oder die Ehe läuft nicht ganz rund, darfst und solltest du in einem ruhigen Moment fragen: Wie geht es dir?“. Ein Mensch, der sich mitteilen möchte, sagt etwas. Wer jedoch schweigt oder lügt, ist (noch) nicht für ein Aussprechen bereit. Einige Personen machen auch alles lieber mit sich selbst aus und setzen Freunde sowie Familie erst wenn Sie eine feste Entscheidung getroffen haben in Kenntnis. Gezielt Maßnahmen zur Schlichtung der Ehekrise bei Freunden zu ergreifen, scheitern zumeist. Nicht ratsam ist zudem, sich komplett von dem Ehepaar in Krise zu distanzieren. Vielleicht brauchen sie deine Freundschaft jetzt umso dringender.

Es braucht Fingerspitzengefühl

Ehetherapeuten, Scheidungsanwälte, Schlichter und Mediatoren können ein Lied davon singen, wie emotional eine Vermittlung zwischen Ehepaaren ablaufen kann. Es erfordert großes Fingerspitzengefühl und eine neutrale, klare Führung jedes Partners, um nicht die Kontrolle zu verlieren und selber zur Zielscheibe des Konflikts zu werden. Die gute Nachricht zum Schluss ist aber, dass es möglich ist, durch eine solche aufgeladene Phase hindurch zu kommen und eine bereits existierende Ehekrise zu bewältigen.

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